WebTalk: Bamberger Künstler*innen im Austausch mit Grünen-Politiker*innen

PRESSEMITTEILUNG 

zum gestrigen WebTalk „Kultur, Kunst & Corona – Wie geht es weiter?“ mit Lisa Badum MdB, Erhard Grundl MdB, Sanne Kurz MdL, Michi Schmitt, Stadtrat Grünes Bamberg und Kulturschaffenden aus Bamberg und Region

Neue Räume für Kultur erschließen – Stadt Bamberg ist gefragt


Unter dem Titel „Kunst, Kultur & Corona“ lud Abgeordnete Lisa Badum KollegInnen aus Bundes- und Landtag zum Austausch mit Bamberger Kulturschaffenden im Rahmen eines WebTalks ein, das die Bamberger Abgeordnete Badum moderierte. Damit initiierte sie schon den zweiten Austausch zwischen Bamberger Kulturschaffenden und Politikerinnen und Politikern.


„Für die Kulturmilliarde aus dem zweiten Rettungsschirm hat sich die Bundesregierung ordentlich gefeiert, aber hat dann schnell erkennen müssen, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist“, erläutert Erhard Grundl, Sprecher für Kulturpolitik der Grünen Bundestagsfraktion. „Ähnlich sind die 52 Millionen für Stipendien einzustufen. Wichtige Förderung, aber sie lösen nicht die existenzbedrohenden Probleme der Soloselbstständigen.“ Auch Sanne Kurz, Grüne Landtagsabgeordnete spiegelt ein ähnliches Bild: „Die Staatsregierung setzt ihre Hilfsprogramme vor allem da an, wo man es gut vermarkten kann und wo man erkannt hat, dass Kultur auch ein Wirtschaftsfaktor ist. Das sorgt für eine Ungleichbehandlung, weil sich die Staatsregierung auch weiterhin weigert, klare Vorgaben für Großveranstaltungen zu machen.“ Sie appelliert an alle Kulturschaffenden, weiter auf sich aufmerksam zu machen, beispielsweise über Petitionen, und sich vor allem nicht spalten zu lassen.


„Auf Grund der vom Stadtrat beschlossenen Sperrliste wurden vor allem Förderungen für Künstlerinnen und Künstler auf Eis gelegt, mit dramatischen Folgen. Denn beispielsweise vom Kulturetat in Höhe von 250.000 Euro profitiert normalerweise in erster Linie die freie Kulturszene“, beschreibt Michi Schmitt, Stadtrat für Grünes Bamberg, die regionale Lage. Mit Maßnahmen wie „Kontakthöfe“, „Köpfe für Kultur“ oder die Ermöglichung von Straßenkunst versucht man, die Bamberger Kulturszene am Leben zu erhalten. Die Kulturschaffenden sind dankbar für diese Maßnahmen, eine Lösung des Problems sind sie jedoch nicht. Aktuell ist Michi Schmitt deshalb im Gespräch mit dem Ordnungsamt, um den Öffentlichen Raum Bambergs wie den Hain und die Erbaspitze noch verstärkter für Kultur nutzen zu können. 


Hier sei man vor allem auf die Kooperation der Stadt angewiesen. Künstler*innen wie Politiker*innen forderten schon mehrmals, mehr Grundstücke für Kultur freizugeben. Doch die Genehmigungen seien schwer zu kriegen. Dabei ist die Lage nicht nur im Moment ernst. Künstleragent Axel Müller berichtet, dass er bereits 80 abgesagte Produktionen bis in den Herbst 2021 zu verzeichnen hat. „Warum kümmert sich Altmaier nicht um uns? Wann erkennt man endlich, dass auch wir ein Wirtschaftsfaktor sind“, fragt er sich und spielt auf die 100 Milliarden Wertschöpfung der Kultursparte an. Doch weil der Vorverkaufszahlen für nächstes Jahr bereits jetzt nach oben gehen müssten, schreiben viele auch das Kulturjahr 2021 ab.


„Konzerte sind im Moment immer dann erlaubt, wenn es eigentlich keine sind, also kein Eintritt verlangt wird und weiter Essen und Getränke serviert werden. Ich appelliere an alle Künstlerinnen und Künstler: Nutzt diese Nischen, um Geld zu verdienen“, so Sanne Kurz.


Der Weg, Kultur über Hintergrund-Konzerte am Leben zu halten, stößt nicht überall auf Zustimmung: „Wenn es um Kultur geht, scheint in erster Linie Musik berücksichtigt zu werden. Wir als darstellende Künstlerinnen und Künstler haben da kaum eine Lobby“, beschreibt die Bamberger Tänzerin und Choreografin im Theater im Gärtnerviertel, Johanna Knefelkamp, die aktuell an kreativen Konzepten arbeitet, wie sie ihren Beruf trotz aller Corona Einschränkungen weiter ausüben kann. Sie bringt die Parkhäuser, allen voran das Park&Ride Heinrichsdamm, als Kulturstätte ins Gespräch. Eine Idee, für die Michi Schmitt dankbar ist und die auch Juliane Fuchs, Mitglied des Vorstandes von Grünes Bamberg, unterstützt: „Die Menschen sind ausgehungert nach Kultur, wir müssen überlegen, wo sich weitere Räume erschließen lassen, die nicht per se Kulturstätten sind.“


Klar wird, dass alle bisherigen Maßnahmen immense bürokratische Hürden mit sich brachten und sich nicht kombinieren ließen, sich teils gar gegenseitig ausschlossen. In der Folge profitierten gerade die, die eigentlich alles richtig gemacht haben, am wenigsten. Man sei noch weit davon entfernt, Kultur als Staatsaufgabe zu sehen und sehe deshalb vor allem auch die Landes- und Kommunalpolitik in der Verantwortung, neue Wege zu gehen, um jeder Form von Kultur auch in Zeiten von Corona Raum zu geben.