Aktion Klimafasten Teil 1: Der CO2-Fußabdruck

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Klimafasten diese Jahr mal anders: Warum die Klimakrise nur gelöst werden kann, wenn wir die ihr zugrunde liegenden systemischen Probleme angehen. Wir müssen das System verändern, nicht das Klima. #systemchangenotclimatechange

Darum geht`s

Teil 1: Der CO2-Fußabdruck

Wie British Petrolium (BP) es schaffte, den CO2-Verbrauch zur Last des Einzelnen zu machen und sich dabei selbst völlig aus der Klima-Verantwortung zu stehlen.

Was ist der CO2-Fußabdruck?

CO2-Fußabdruck bezeichnet ein Maß für den Gesamtbetrag von Kohlenstoffdioxid-Emissionen, der direkt bzw. indirekt durch Aktivitäten oder Lebensstadien von Produkten oder Personen entstehen bzw. verursacht werden. Gerade in den letzten Jahren hat diese Maßbezeichnung an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt dank einer erfolgreichen PR Kampagne von BP. Aber dazu nachher mehr.

Zunächst einmal hat dieser Maßstab eines CO2-Fußabdruckes natürlich seine guten Seiten: Mittels des Abdruckes kann der CO2-Verbrauch einzelner Staaten, Kommunen oder auch Produkten dargestellt werden; das überbleibende Budget an CO2 kann so ermittelt und davon entsprechende Klimaschutzmaßnahmen abgeleitet werden. Vor allem wird der Fußabdruck aber genutzt, um den CO2-Verbrauch von Individuen darzustellen.

Jede*r Deutsche zum Beispiel verbraucht im Jahr im Schnitt etwa 11,2 Tonnen CO2. Davon fallen beispielsweise 2,8 Tonnen auf Strom und Wohnen, 1,7 Tonnen auf Ernährung und 3,8 Tonnen auf jeglichen anderen Konsum. Klimaverträglich sind aber lediglich 2 Tonnen im Schnitt. Der logische Schluss: Jede*r von uns muss seinen persönlichen Fußabdruck um fast 10 Tonnen reduzieren.

Das Problem

Soweit so gut? Leider nein. Denn die weltweite CO2-Belastung wird mittels des CO2-Fußabdruckes individualisiert und damit auch zur Verantwortung des Einzelnen gemacht. So wird häufig impliziert: Es ist die Schuld des Individuums, wenn der eigene Fußabdruck hoch ist. Und das ist faktisch nur bedingt der Fall. Denn wir können unseren Fußabdruck zwar reduzieren, aber nur bis zu einem bestimmten, im Verhältnis ehe marginalen Anteil. Die wirklich großen Stellschrauben für ein klimafreundliches Leben des einzelnen liegen außerhalb des Handlungsspielraums des Individuums, es sind Probleme auf struktureller Ebene.

Wieso also schauen wir dann so fokussiert auf uns als Individuum statt die systemischen Problem anzugehen? Dafür lohnt sich ein Blick darauf, woher die Idee des CO2-Fußabdruckes kommt.

Eine PR-Kampagne von BP

British Petrolium, kurz BP, ist der zweitgrößte, nicht staatliche Ölkonzern der Welt. Mensch mag es eigentlich kaum glauben, aber BP prägte den Begriff des CO2-Fußabdruckes im Jahr 2000 maßgebend mittels einer PR Kampagne. Die Folgen der Klimakrise und vor allem ihre Verursacher werden in der Öffentlichkeit immer breiter diskutiert. Also unternimmt BP einen cleveren Schachzug: Sie wollen darstellen, dass die Klimakrise nicht das Problem von Ölriesen wie ihnen selbst ist, sondern jede*r Mensch selbst verantwortlich ist.

In diesem Zuge wird der individualisierte CO2-Fußabdruck promotet. BP war es auch, die 2004 den ersten CO2-Rechner veröffentlichten, sodass jede*r seinen persönlichen Alltagsverbrauch an CO2 ausrechnen konnte. Natürlich ist es gut, wenn Individuen ihren persönlichen CO2-Fußabdruck verkleinern wollen, aber genau dieses Dilemma macht die PR Kampagne von BP so brilliant und erfolgreich. Der Begriff prägt das individualisierte CO2-Denken und ist heute nirgends mehr wegzudenken. Letztlich – und das müssen wir uns immer wieder klar machen – ist und bleibt es eine PR Kampagne eines Ölriesen, der noch vor einem Jahrzehnt die große Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zu verantworten hat. Dieser Konzern ist es unter anderem , der bestimmt, wie wir über CO2 Verbrauch reden und denken.

Was kannst du tun?


Was wir daraus lernen: Ja, es ist gut sein Leben umzustellen und auf CO2-armen Verbrauch zu achten. Aber noch wichtiger ist es, dass wir auch Energie übrig haben, um fossile Konzerne wie BP in die Pflicht zu nehmen. Informiere dich! Verbreite die Fakten! Protestiere und unterstütze Petitionen! Wähle eine Partei, die genau an diesen systemischen Problemen ansetzt! So schaffen wir nachhaltige und klimagerechte Strukturen. So schaffen wir Lebensqualität für alle. System Change not climate change.

Quellen:
https://mashable.com/feature/carbon-footprint-pr-campaign-sham/?europe=true
https://utopia.de/ratgeber/co2-fussabdruck-die-fakten-zum-co2-footprint/
https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Bilanz