Mein Bericht von der Weltklimakonferenz COP29

Olaf Scholz war nicht dabei – ich schon. Aber was bringen die Weltklimakonferenzen eigentlich noch?

Ähnlich wie in den letzten Jahren war ich vom 17. bis zum 22. November 2024 in Baku, Aserbaidschan, um an der zweiten Woche der COP29 teilzunehmen. Als Vorsitzende des Unterausschusses für Klimaaußenpolitik übernahm ich dabei wieder die Leitung der Bundestagsdelegation, sodass ich unsere gemeinsamen Termine organisieren und moderieren durfte. Dieses Jahr trafen wir uns mit vier anderen Parlamenten (Brasilien, Dänemark, Norwegen, Spanien) sowie zahlreichen Nichtregierungsorganisationen und Jugendvertreter:innen aus Deutschland und der Welt. Um immer auf dem Laufenden zu sein, wurden wir außerdem täglich durch das Auswärtige Amt gebrieft. Diese offenen Austausche bilden den Grundstock der parlamentarischen Beteiligung bei den Weltklimakonferenzen – und stärken dabei die internationale Vernetzung des Bundestags.

Zusätzlich zu den gemeinsamen Delegationsterminen hatte ich auch ein sehr volles persönliches Programm auf der COP29. Die jährlichen Weltklimakonferenzen sind die beste Gelegenheit, um alte Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise wiederzutreffen, aber auch um neue Allianzen zu schmieden. Dieses Mal konnte ich mich u.a. mit Klima-Champions aus Ägypten, Bolivien, Brasilien, China, Kenia, Südafrika, Österreich, Ozeanien und den USA (und natürlich auch aus Deutschland) treffen. Nirgendwo sonst kommen so viele Völker zusammen, um über Lösungen für die Klimakrise zu sprechen.

Mit fünf Paneldiskussionen und zahlreichen Pressegesprächen hatte ich diesmal zudem besonders viele Gelegenheiten, meine eigenen Vorschläge für den internationalen Klimaschutz einzubringen und noch mehr Menschen zu erreichen. Besonders am Herzen lag mir dabei die weltweite Abkehr von den fossilen Energien, wie sie im Vorjahr auf der COP28 in Dubai beschlossen wurde (auch das ein großer Erfolg des Formats!).

Um diese Einigung umzusetzen, müssen wir schleunigst aufhören, Geld in die fossile Industrie zu pumpen. Insbesondere der globale Frackinggas-Boom bereitet mir dabei große Sorgen. Deswegen habe ich, gemeinsam mit dem US-Senator Ed Markey und der kanadischen Senatorin Rosa Galvez, einen internationalen Aufruf gegen den weltweiten Ausbau von Flüssiggas-Infrastruktur initiiert. Über 130 Parlamentarier:innen aus rund 30 Ländern haben unseren Aufruf unterschrieben und mit einigen von ihnen konnte ich mich in Baku austauschen. Mehr dazu kann man hier (auf Englisch) nachlesen.

Nicht zuletzt leistet die Präsenz des Bundestags bei den Weltklimakonferenzen auch einen wichtigen Beitrag, um Deutschlands Wahrnehmung als verlässliche und zugängliche Partnerin im internationalen Klimaschutz zu festigen. Häufig kommen bei der COP Menschen aus aller Welt auf mich zu und wissen es zu schätzen, dass die deutsche Politik ein offenes Ohr für ihre Ideen und Anliegen hat. Welchen Eindruck würde es hingegen hinterlassen, wenn der Deutsche Bundestag nicht vertreten wäre?

Ein Beispiel aus Baku: dort erhielt ich eine Einladung einer Kinderdelegation aus Lateinamerika. Selbstbewusst und in perfektem Englisch erklärten mir die angehenden Klimaaktivist:innen, warum gerade die Jüngsten eine Stimme bei den Klimakonferenzen haben sollten und überzeugten mich, für ihr Ziel einer „COP für Kinder“ einzustehen. Ich bin froh, dass die COP29 auch solche Austausche ermöglicht, denn diese Wahrheit sollten wir uns viel öfter vor Augen führen: Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt.

Was am meisten zählt ist natürlich, was am Ende herauskam. Dieses Mal ging es in den Verhandlungen vor allem ums Geld – denn die Klimakrise verursacht immer höhere Schäden. Nicht nur im Ahrtal oder in Valencia, sondern weltweit.

Bei der COP29 hat sich die Staatengemeinschaft darauf verständigt, die finanzielle Unterstützung bis zum Jahr 2035 zu verdreifachen. Mindestens 300 Milliarden Dollar wollen die Industrieländer bis dahin pro Jahr zur Verfügung stellen – für den besseren Schutz der Menschen vor Klimaauswirkungen und für aktiven Klimaschutz, wie den Ausbau der erneuerbaren Energien. Das ist ein gutes Signal in schwierigen internationalen Zeiten. Und es ist eine wichtige Gerechtigkeitsfrage. Schließlich können die Menschen in den Ländern des globalen Südens nichts für die Klimakrise: die Emissionen zur Verpestung der Erdatmosphäre wurden über Jahrzehnte fast nur von Industrieländern ausgestoßen.

Unsere Außenministerin Annalena Baerbock hat sich vehement dafür eingesetzt und mehrere Tage engagiert verhandelt, um sicherzustellen, dass wir ein gutes Ergebnis erreichen (und auch, dass die Staatengemeinschaft überhaupt ein Ergebnis erreicht). Das ist ihr – zusammen mit vielen anderen – gelungen.

Gleichzeitig wissen wir: das wird noch nicht reichen. Die Staaten des globalen Südens hatten mehr erwartet. Ohne Eingriffe wird die Klimakrise weiterhin viele Menschenleben kosten, hohe Schäden verursachen und ganze Landstriche unbewohnbar machen. Also wird die Staatengemeinschaft weiter nach Wegen suchen müssen, mehr Geld bereitzustellen, damit bei dieser Gemeinschaftsaufgabe niemand zurückgelassen wird. Deswegen freue ich mich schon jetzt auf die nächste Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, an der ich – mit eurer Hilfe – gerne wieder teilnehme.