Fachgespräch: Klimabedingte Flucht und Migration – eine Jahrhundertaufgabe

Für Millionen von Menschen ist die Klimakrise längst Realität, sie verschärft bestehende politische und gesellschaftliche Konflikte. Und sie ist auch eine Krise der globalen Gerechtigkeit, ihre Auswirkungen sind besonders in denjenigen Regionen zu spüren, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Bereits jetzt ist absehbar, dass Menschen insbesondere in Ländern des globalen Südens gezwungen sein werden, übergangsweise oder permanent ihr Zuhause verlassen zu müssen.

Das stellt uns vor eine Jahrhundertaufgabe: Völkerrechtlich ist klimabedingte Migration, Flucht und Vertreibung nicht geregelt. Hier entschlossen zu handeln und einen politischen Rahmen zu setzen – darauf wird es in den nächsten Jahren ankommen.

 

Gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Entwicklungszusammenarbeit sind wir im Fachgespräch das Thema angegangen, um so die ersten Lösungsansätze für die betroffenen Menschen und Regionen zu entwickeln.

 

Dabei stellte sich klar heraus: Zukunftsweisende Klimapolitik heißt Friedenspolitik. Wir müssen jetzt radikaler werden, um realistisch zu sein. Denn während wir uns den Luxus erlauben können allein über den Strukturwandel zu reden, haben Menschen andernorts nicht einmal die Chance dazu. Die Klimakrise zwingt sie zum Strukturwandel, sie zwingt sie ihre Heimat zu verlassen und neue Strukturen aufzubauen.

 

Die wichtigste Aufgabe Deutschlands ist gerade der schnelle Einstieg in den Kohleausstieg, wir können nicht bis 2038 warten. Die Zeit hat weder Deutschland, noch schon jetzt durch die  Folgen der Klimakrise betroffene Staaten wie z.B. Tuvalu. Der Kohleausstieg muss schneller passieren, und zwar schon 2030. Dazu muss das Klimaschutzgesetz noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.  Denn wir können uns die Frage nach dem „ob“ nicht leisten, wenn Menschen im globalen Süden durch die Folgen der Klimakrise ihr Zuhause, ihr Heimat und jahrtausendealte Kulturgüter verlieren.

 

Daher ist es wichtig, dass wir gemeinsam den Kampf gegen die Klimakrise antreten. Wir müssen uns alle für eine ambitionierte Klimapolitik einsetzen, genauso wie die jungen Leuten auf der Straße durch die wöchentlichen Schüler*innenstreiks. Greta Thunberg hat den Zusammenhang zwischen Folgen der Klimakrise und Frieden erkannt und kämpft tagtäglich hierfür für uns und die künftigen Generationen. Deswegen habe ich sie für den Friedensnobelpreis nominiert.

 

Wir können gemeinsam eine Welt aufbauen, in der Menschen ihr Häuser nicht verlassen müssen und ihr Heimat nicht verlieren. Dies ist möglich, wenn wir gegenseitig von unserem Wissen, Ressourcen, Technologien  profitieren. Es ist eine Chance für uns zusammenzuwachsen. Die Menschen auf den Straßen sind es schon, sie haben längst den Mut. Es wird Zeit, dass der Funke bei uns allen und besonders auch bei unsere Bundesregierung endlich Feuer fängt.