Als Präsident Lula 2022 zur COP 30 nach Brasilien einlud, waren die Hoffnungen groß, dass die Klimapolitik wieder neuen Schwung bekommt. Heute ist die Situation komplizierter. Die internationalen Klimaverhandlungen stehen unter Druck: große geopolitische Spannungen, wechselhafte Rolle der USA, zuletzt Gipfel in autoritären Staaten. Man merkt, wie brüchig gemeinsame Fortschritte geworden sind.
Umso wichtiger ist es, dass diesmal mit Brasilien eine demokratische Regierung Gastgeberin ist, die es ernst meint – vor allem beim Schutz des Regenwaldes. Brasilien kann damit eine starke Signalwirkung für Lateinamerika entfalten. Aber gleichzeitig fährt die Europäische Union nicht in Bestform nach Belém. Durch interne Blockaden, auch seitens der Bundesregierung, wurde das europäische Klimaziel abgeschwächt. Das schwächt unsere Glaubwürdigkeit international – und das wird man dort spüren.
Wissenschaftlich ist die Lage eindeutig: Wir haben die 1,5-Grad-Grenze erstmals über einen Zeitraum von zwölf Monaten überschritten. Zwar steigen die globalen Emissionen kaum weiter an, aber die natürlichen CO₂-Senken wie Ozeane, Wälder und Moore verlieren an Kraft. Das zeigt, wie eng Klimaschutz und Schutz natürlicher Lebensräume zusammengehören – und genau deshalb ist der Schwerpunkt Waldschutz auf dieser COP so entscheidend.
Trotz aller Hindernisse wurde durch internationale Klimapolitik schon viel Schlimmeres verhindert. Ohne sie wären wir heute auf einem Pfad hin zu vier Grad Erwärmung. Aber klar ist auch: Wir müssen jetzt konsequenter werden. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas braucht Vorrang. Fossile Subventionen müssen enden, und klimaschädliche Übergewinne dürfen sich nicht länger lohnen.
Der neue Tropenwald-Fonds kann eine wichtige Rolle spielen, weil er langfristige Planung für den Waldschutz ermöglicht – etwas, das bisher gefehlt hat. Entscheidend wird sein, dass genug Mittel bereitgestellt werden und der Fonds klug ausgestaltet ist.
Wir stehen an einem Punkt, an dem wir um jedes Zehntelgrad kämpfen müssen. Das ist herausfordernd – aber noch immer möglich, wenn wir klarer, zielgerichteter und verlässlicher handeln.