Der Meerespiegel steigt auch bei uns: ambitioniertere Klimaziele jetzt!

Von der Zugspitze im Süden bis zu den ostfriesischen Inseln im Norden Deutschlands, egal ob auf 3000 Metern Höhe oder 5 Metern über dem Meeresspiegel – die Folgen der Klimakrise sind in ganz Deutschland zu spüren.

 

Während ich mir von der immensen Gletscherschmelze auf der Zugspitze bereits ein Bild machen konnte, bin ich nun auch nach Langeoog an die Nordsee gereist, das sich mit Küstenerosion, hohen Niederschlagsmengen im Winter und langfristig vor allem mit dem Anstieg des Meeresspiegels auseinandersetzen muss.

 

Das Besondere: die Langeooger Familie Recktenwald hat sich einer Klage gegen die EU angeschlossen, sie fordern ambitioniertere Klimaziele!. Grund genug für mich, die Reise nach Langeoog anzutreten.

 

© Lisa Badum

 

Mit Bahn, Bus, Schiff und der nostalgischen Inselbahn verläuft die Anreise auf die knapp 20 km² kleine, autofreie Insel unkompliziert. Es ist ein Paradies für Nordseeliebhaber, Strandurlauber und die 1.800 Insulaner*innen. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt.

 

 

© Lisa Badum

 

Ich treffe mich mit Michael Recktenwald. Gemeinsam mit seiner Frau Maike führt er ein Bio-Restaurant und Bio-Hotel, das einzige dieser Insel. Sie haben sich mit mehreren Familien weltweit einer Klage gegen die EU angeschlossen. Sie fordern ambitionierte Klimaziele für 2030.

 

© Lisa Badum

 

Denn sie sind schon jetzt von den Folgen des Klimawandels betroffen. Der Restaurantleiter setzt auf regionale und saisonale Küche, die Saison diverser Produkte verschiebt sich. Die Winter werden nasser, die Winde stürmischer. Und der Meeresspiegel, gemessen vor Norderney, ist in den letzten 100 Jahren um 26cm gestiegen.

 

© Lisa Badum

 

Auch deshalb haben sich die Recktenwalds für die Klage entschieden: „Wir wollen uns von unseren Kindern nicht vorwerfen lassen, dass wir vom Klimawandel gewusst, aber trotzdem nichts unternommen haben.“

 

© Lisa Badum

 

Prof. Frank Thorenz erklärt mir schließlich den Küstenschutz der Insel, der fast ausschließlich aus natürlichen Dünen besteht und vor Hochwasser und Versalzung des Trinkwassers schützt. Doch hoher Wellengang, Winterstürme und natürliche Erosion machen die Dünen angreifbar.

 

© Lisa Badum

 

Die Strandvorspülung, eine der Schutzmaßnahmen für den Erhalt der Dünen, schaue ich mir genauer an. Dabei wird an der Küste vor der Nachbarinsel Baltrum Sand auf ein Schiff gesaugt, vor Langeoog gefahren und über Rohre auf den Langeooger Strand gespült.

 

© Lisa Badum

 

Das erhöhte Strandniveau sorgt so dafür, dass das Meer bei hohem Wellengang schon vor den Dünen bricht und nicht den Sand der schützenden Dünen abträgt. Eine Maßnahme, die zwar schon seit den 70ern durchgeführt wird, aber nun in immer geringeren Abständen notwendig ist.

 

© Lisa Badum

 

Bei einem kurzen Vortrag erkläre ich dann: Lösungen für die Klimawandelanpassung wie für das Erreichen der Klimaziele liegen auf dem Tisch, wir müssen nur jetzt aktiv werden! Denn egal ob im Norden oder Süden: die Klimakrise geht uns alle an!

 

© Lisa Badum

 

Eines hat mir der Besuch auf Langeoog mal wieder mehr als verdeutlicht: Wenn wir unsere Lebensgrundlage, unsere Naturparadiese erhalten wollen, dann wird es Zeit, dass wir uns alle gemeinsam aktiv und ambitioniert an die Umsetzung unserer Klimaziele machen.

 

 

Nachtrag:

Die Klage wurde formal vor dem EuGH angenommen.