Verkehrswende anpacken – Welche Rolle spielt die Elektromobilität?

Welche Rolle spielt die Elektromobilität für die grüne Verkehrswende? Welche Rolle spielen elektrisch erzeugte Gas- oder Flüssigbrennstoffe oder die Brennstoffzelle? Wie ist es um die Ladeinfrastruktur bestellt? Welche grünen Antworten haben wir für die Transformation der Automobilindustrie sowie für den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze? Wie ist die Klima- und Umweltbilanz von Elektroautos? Welche Rohstoffe brauchen Elektroautos? Wie sieht es mit dem Recycling der Batterien aus? Wie schaffen wir ein funktionierendes Kreislaufsystem?

Wenn wir über eine grüne Verkehrswende sprechen, kommen wir an der Elektromobilität nicht vorbei. Doch das Thema bewegt die Gemüter, wir müssen viele offene Fragen klären. Deshalb standen am vergangenen Freitag Anton Hofreiter und ich unter Moderation von Jonas Glüsenkamp den rund 80 Bambergerinnen und Bambergern Rede und Antwort zum Thema Elektromobilität.

 

Der Verkehrssektor ist der zweitgrößte Klimasünder in Deutschland. Es ist deshalb offensichtlich, dass hier zeitnah die Wende hin zu einem grünen Zeitalter geschehen muss. Dabei müssen wir uns zum Einen die Frage stellen, welchen Antriebstechnologien wir uns widmen wollen und müssen und zum Anderen dürfen wir auch nicht die Wirtschaftsbranche der Automobilbranche aus den Augen verlieren, die im Moment mit starken Einbußen zu kämpfen haben – gerade auch beim Bamberger Bosch-Standort eine Konsequenz des Diesel-Skandals, nicht der Verkehrswende. Wir Grüne wollen, dass Deutschland auch weiterhin ein Wirtschaftsstandort für die Automobilindustrie ist, aber das Argument der Bewahrung von Arbeitsplätzen darf kein Argument dafür sein, die Branche auf dem Weg in die Zukunft zu blockieren.

 

Um die Mobilität der Zukunft wirksam anzugehen, brauchen wir ein Gesamtkonzept, das sich neben dem automobilen Individualverkehr anderen Ansätzen widmet und zugleich nicht den Anschluss an die wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit verliert. Die grüne Verkehrswende setzt auf ein zukunftsfähiges und vielfältiges Mobilitätsangebot. Dieses schafft einen intelligent aufeinander abgestimmten Mix aus elektromobiler Bahn und ÖPNV, Rad- und Fußverkehr sowie abgasfreien Autos.

 

Für Technologieoffenheit bleibt beim Ausbau von Infrastruktur jedoch nur wenig Spielraum. Ab 2030 sollen nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Das Zeitalter der fossilen Verbrennungsmotoren geht dann zu Ende. Der Weltmarkt stellt die Zeiger auf Elektromobilität und die voranschreitende Klimakrise nimmt uns die Zeit.

Elektromobilität als Chance für eine klimafreundliche Mobilität ist mehr, als nur den Verbrennungsmotor in Autos durch einen Elektromotor zu ersetzen. Doch neben Konzepten zum konsequenten Ausbau von Bus und Bahn und in der Folge autofreie Städte und weniger Individualverkehr insgesamt, der Förderungen von Radverkehrswegen oder alternativen Konzepten wie Car-Sharing, brauchen wir – wirtschaftlich-ökonomisch wie ökologisch – eben auch eine Elektrifizierung des Verkehrssektors.

 

Beim Faktor Ökologie der E-Mobilität wollen wir Grüne die Technologie immer wieder selbst hinterfragen. Strom aus regenerativen Energien sind der Kern der klimafreundlichen E-Mobilität. Die Rohstoffe der Batterien wie Lithium und Kupfer können und müssen recycelt werden. Nach wie vor basiert unser derzeitiges Wirtschaftssystem, indem wir unsere Lebensgrundlagen und andere Menschen ausbeuten. Das muss ein Ende haben. Wir müssen auch die Produkte und Bestandteile der E-Autos in eine Kreislaufwirtschaft bringen, um eine saubere, klimafreundliche und faire Technologie zu fordern und zu fördern. Auch für die Verkehrswende brauchen wir eine grundlegende Wende in unserem Umgang mit Rohstoffen.

 

Auch wenn die E-Mobilität nicht der goldene Weg ist und die nicht die Lösung für die Verkehrswende sein kann, zeigt sie uns doch auch große Chancen auf. Wir müssen Probleme offen ansprechen, offene Diskussionen führen und praktische Lösungsansätze aufzeigen, um alle auf dem unvermeidbaren Weg der Transformation mitzunehmen. Wenn den Menschen nicht klar ist, wie eine Ladeinfrastruktur gestaltet sein kann, wenn das Laden von E-Autos mit über 50 verschiedenen Bezahlsystemen sich nicht als alltagstauglich beweist, wird der Gegenwind groß bleiben. Doch nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir auf dem Weg der grünen Verkehrswende die E-Mobilität als eine Maßnahme von vielen in die Zukunft führen.