Wer für Naturwälder ist, muss für einen Nationalpark Steigerwald sein

Söders Waldpläne mangelt es an konkrete Zusagen – Aufforstung allein kann Klimakrise nicht lösen

 

Zu Markus Söders kürzlich angekündigten Plänen für die Waldentwicklung und den Klimaschutz in Bayern erklärt Lisa Badum, Abgeordnete für Bamberg/ Forchheim und klimapolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis90/Die Grünen:

 

Markus Söder dreht sich um 180 Grad und macht Natur- und Klimaschutz in Bayern zum Thema. Doch so richtig kauft man es ihm nicht ab. Er gibt sich von der Schnelligkeit, mit der sich die Klimakrise auch in Bayern bemerkbar macht, überrascht – Folgen, die spätestens seit den 2000ern bekannt sind. Er präsentiert sich als Waldversteher und er will alte und wilde Wälder erhalten, aber einen dritten Nationalpark will er nicht. Mit seinen Lippenbekenntnissen zeigt Söder vor allem eines: Es geht nicht um Klimaschutz, es geht nicht um den Wald, es geht in erster Linie um ihn selbst.

 

Der Konfliktfall im Nordsteigerwald illustriert die jahrelange Anti-Strategie der Staatsregierung beispielhaft. Seit ebenso langer Zeit

fordern Natur- und Waldfreunde dort einen Nutzungsverzicht auf den Staatswaldflächen. Einem Gebiet, das das Potential hat, zu einem Buchenurwald zu werden, also zu einem alten und wilden Wald zu werden und damit genau so, wie Söder es sich vorstellt. Im vergangenen Jahr wurden dort jedoch noch alte Buchen gefällt, von einem neuen Schutzgebiet ist bis dato nicht die Rede. Und nun der scheinbare Sinneswandel?

 

Für mich ist klar: Söders Kehrtwende kommt nicht nur viel zu spät, es mangelt auch an konkreten Zusagen. Fünf Millionen Bäume mehr, zehn Prozent nutzungsfreie Staatswälder – das ist ein Anfang, aber weit entfernt davon wirklich ausreichend zu sein, weder um konsequenten Waldschutz noch um Klimaschutz wahrlich anzugehen. Der Hitze-Juni, erhöhte Waldbrandgefahr und von Borkenkäfern gebeutelte Nadelbaum-Plantagen zeigen, dass die Zeit für leere Versprechungen der Staatsregierung jetzt vorbei sein muss. Für Söders Selbstdarstellung ist die Lage im Klima-Ausnahmezustand viel zu ernst. Wir brauchen klare und vor allem mutige Zusagen für den Schutz unserer Heimat. Das fängt mit der kompletten Nutzungsfreiheit aller Staatswälder erst an.

 

Und klar ist auch: Allein durch Aufforstung wird die Klimakrise nicht zu lösen sein. Mit einem verwaschenem Klimaschutzgesetz von Markus Söder jedoch auch nicht. Stattdessen braucht es endlich auch in allen anderen Sektoren ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz: Weg mit der 10-H-Regelung und Schluss mit veralteten Straßenausbauprojekten, auf Masse ausgerichtete Agrarindustrie und Flächenversiegelung. Wir brauchen die klimafreundliche Wende in allen Sektoren und zwar jetzt.