Greta Thunberg und der Friedensnobelpreis

Mein Gastbeitrag bei Klimareporter am 18. März

 

Eines Tages entschied sich eine junge Schwedin vegan zu leben und auf Flugreisen zu verzichten. Sie überredete hierzu erfolgreich auch ihre Familie. Das sollte ihr Beitrag zum Klimaschutz sein. Das reiche jedoch nicht aus, um unseren Planeten zu schützen, meint sie. Daher entschied sich das junge Mädchen am 20. August 2018 den ersten Ein-Kind-Klimastreik zu organisieren. Anfangs plante sie nur bis zur Parlamentswahl in Schweden zu streiken, aber letztenendes ging ihr Streik über mehrere Monate und dauert bis heute. 

 

Greta Thunberg begann ihre Klimastreiks in Schweden, aber ihr Appell an Regierungen und Unternehmen, die Treibhausgasemissionen zu senken und die Klimakrise abzuwenden, überschritt die Landesgrenzen und erreichte fast jede Ecke der Welt. Gretas Initiative erlangte weltweite Aufmerksamkeit und sie wurde sogar eingeladen, auf der UN–Weltklimakonferenz COP 24 in Katowice, Polen, eine Rede zu halten. 

Seitdem inspiriere sie SchülerInnen und StudentInnen aus der ganzen Welt Klimastreiks zu organisieren. Allein im Dezember 2018 gingen ca. 20.000 junge Menschen in mindestens 270 Städten auf die Straße, u.a. auch in Deutschland. 

 

Heute [15. März] gehen in mehr als 90 Ländern tausende Menschen auf die Straße und werden sich an über 1200 angekündigten Klimastreiks beteiligen. Das ist Gretas Beitrag zum Klimaschutz! Beeindruckend, nicht wahr?

 

Das macht mir als klimapolitischer Sprecherin der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen den Mut, im Bundestag weiter und noch stärker für ambitionierte Klimaziele zu kämpfen, denn ich weiß, dass die Botschaft der Grünen in der Gesellschaft angekommen ist: Ohne entsprechenden Klimaschutz und mit einer „Klimapolitik“ der GroKo, die dazu führt, dass die eigenen Klimaziele, die ja ohnehin zu niedrig gesetzt sind, verfehlt werden, werden wir die künftige Generationen nicht nur enttäuschen, sondern auch effektiv zum Weltuntergang beitragen.  

 

Frauen sind global bekanntermaßen stärker von der Klimakrise betroffen als Männer – das ist ja kein Geheimnis. Daher ist es umso wichtiger, dass in der gesellschaftlichen Debatte um den Klimaschutz Frauen wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer ganz vorne stehen. Denn die Frauenperspektive kann und darf nicht fehlen, wenn es darum geht Klimagerechtigkeit herzustellen. Eine feministische Klimapolitik würde uns näher an dieses Ziel bringen.  

 

Ich finde es sehr bemerkenswert, dass ausgerechnet diese Frauen die wichtigen Stimmen dieser Klimabewegung sind und finde es klasse, dass ihre männlichen Mitstreiter, wie beispielsweise Jakob Blasel in Deutschland, an ihrer Seite stehen und sie tatkräftig unterstützen. Damit kämpfen wir gemeinsam gegen ein Rollenbild von Mädchen und Frauen – „sie“ als passives und zurückhaltendes Geschlecht -, das leider noch tief in unserer Gesellschaft verankert ist. 

 

Klimaaktivistinnen wie Greta Thunberg, Luisa Neubauer, Kathrin Henneberger und viele andere junge Frauen und sogar ich als Sprecherin für Klimapolitik im Bundestag haben in den letzten Monaten eine Reihe von Hass-Kommentaren erhalten. Umweltministerin Svenja Schulze wird von ihren Kabinettskollegen in ihrem Bemühen, ein wirksames Klimaschutzgesetz zu verabschieden, ausgebremst und findet wenig Unterstützung.  

 

Meine These ist aber: das alles heißt, wir setzen uns für die richtige Sache ein! Sie haben Angst vor uns, weil wir die unbequemen Themen ansprechen, uns gegenseitig unterstützen, mit Klischees über Frauen brechen. Deswegen dürfen wir nicht aufgeben! Für uns, für künftige Generationen, für unsere Welt! 

 

Dies ist jedoch nicht der eigentliche Grund, warum ich Greta Thunberg Ende Januar ausgerechnet für den Friedensnobelpreis nominiert habe. Viele Bürger und BürgerInnen fragten mich, was Ihr Engagement mit dem Frieden auf der Welt zu tun hat. Die Nominierung ist ja bei einigen – vor allem KlimaleugnerInnen – auf Unverständnis gestoßen. Wer jedoch den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Frieden nicht sieht, dem ist anscheinend nicht bewusst, welche Folgen die Klimakrise mit sich bringt.

 

Die menschengemachte Klimakrise gefährdet nicht nur die Natur, Tierwelt, lebenswichtige Ressourcen wie Wasser und fruchtbare Böden oder unsere Gesundheit. Sie verschärft auch bestehende Konflikte, und ruft neue – grenzüberschreitende – Konflikte hervor. Ausbrüche von Epidemien werden wahrscheinlicher, was in der Konsequenz zu verstärkter Klimaflucht und -migration führen wird. Deshalb bedroht die Klimakrise die internationale Sicherheit, Frieden und Stabilität. Zuletzt haben darauf erneut auch die VertreterInnen von „Science for Future“ mit „Fridays for Future“ bei der Pressekonferenz am 12. März 2019 in Berlin hingewiesen. Die Lage, in der wir uns befinden, ist also mehr als ernst und sollte schon Grund genug sein, endlich mit einer ambitionierten, krisen- und konfliktpräventiven Klimapolitik zu beginnen.

 

Greta Thunberg wirbt somit nicht nur für einen effektiven Klimaschutz, sondern setzt sich gleichzeitig für Frieden in allen Teilen dieser Erde ein. Sie hat mit ihren 15 Jahren diesen Zusammenhang begriffen und kämpft für eine konfliktfreie Welt. 

 

Die weitgehenden Folgen der Klimakrise hat anscheinend auch das Auswärtige Amt endlich erkannt. Heiko Maas will das Thema „Klimaschutz und Sicherheit“ im UN-Sicherheitsrat zu einem seiner Schwerpunktthemen machen. Die internationale Staatengemeinschaft sollte von der globalen Klimabewegung lernen, wie eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kampf gegen die Klimakrise aussehen kann. 

 

Ich frage mich nun, welche Konsequenzen sich daraus für die deutsche Klimapolitik ergeben werden und wie nun die Zusammenarbeit zwischen Bundesumweltministerium und Auswärtigen Amt verlaufen wird? Das sind einige der Fragen, die ich mit meinen Kollegen in der Bundestagsfraktion an die Bundesregierung richten werde.

Bei der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen im November 2018 habe ich einen Antrag auf Aufnahme des Klimapasses in das Europawahlprogramm der Grünen gestellt. Die Forderung nach einem Klimapass soll zu einer Diskussion darüber führen, was es bedeutet, wenn wir der Klimakrise nicht Einhalt gebieten.  

 

Greta Thunberg und tausende junge Menschen, die ihrem authentischen Beispiel folgen, sehen sich das an und gehen nicht deshalb auf die Straße, weil sie nur saubere Luft und Erhalt der Wälder fordern. Sondern, weil sie zu Recht Angst haben, dass künftig die ganze Erde kein lebensfähiger Planet mehr sein wird. Dann werden wir alle zu Klimageflüchteten. Auf uns wird aber kein Aufnahmeplanet warten, weil es keinen Planeten B gibt.  

 

Die junge Schwedin redet nicht nur vom Klimaschutz, sondern sie setzt sich aktiv und tagtäglich dafür ein. Meines Erachtens ist sie in den letzten Monaten zur Botschafterin für Klimaschutz und Frieden geworden.

Wir sollten sie im Kampf gegen die Klimakrise und für Frieden nicht im Stich lassen und als Erwachsene sie nicht enttäuschen. Greta wendet sich an uns – zusammen mit vielen anderen jungen Menschen -, weil sie noch die Hoffnung haben, dass wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens umsetzen. Lasst uns Helden unserer Kinder und künftiger Generationen sein, um ihnen später nicht ohne Stolz erzählen zu können, wie wir doch noch die Kurve gekriegt, und die Welt gerettet haben.  

 

Das ist unsere letzte Chance, bevor die Erde in Konflikten versinkt. 

Ja, das ist ein emotionaler Appell an Sie, an Dich, an die Bundesregierung, an meine KollegInnen im Bundestag. Ich nehme die Jugendlichen auf die Straße ernst und möchte deren Politician for Future sein. Du auch? 

 

 

https://www.klimareporter.de/protest/greta-thunberg-und-der-friedensnobelpreis

 

Medienecho

 

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