Peter Wohlleben zeigt klare Kante für Nationalpark Steigerwald

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Webinar „Dürstende Wälder –  Wird der Steigerwald zum Bayerischen Hambi?“ zog 100 Teilnehmer*innen

Knapp 100 Teilnehmer*innen schalteten sich vergangene Woche zum Webinar unter dem Thema „Dürstende Wälder – Wird der Steigerwald zum Bayerischen Hambi“ zu. Zu Gast war neben der Grünen Bundestagsabgeordneten Lisa Badum und den Klimaaktivist*innen Luca Rosenheimer (Bamberg) und Sabine Ratzel (Nürnberg) der bekannte Förster Peter Wohlleben. Die Aktivist*innen und Lisa Badum hatten Anfang des Jahres gemeinsam mit Waldspaziergängen auf einen Nationalpark Steigerwald aufmerksam gemacht und konnten nun mit Peter Wohlleben eine prominente Stimme in der Diskussion gewinnen, der sich mit klaren Worten auf die Seite der Nationalpark-Befürworter stellte:

„Unsere heimischen, alten Buchenwälder in Deutschland gibt es nur noch im Promillebereich. Sie und mit ihnen viele unentdeckte, aber auch entdeckte Arten sind vom Aussterben bedroht. Die wenigen Reste, zu denen auch der Steigerwald gehört, müssen sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Ein Nationalpark Steigerwald ist überfällig“, betonte Wohlleben, der Anfang des Jahres mit „Das geheime Leben der Bäume“ einen Kinohit landete. „Mir geht es vor allem um mehr Respekt vor unseren Wäldern.“

Moderiert von Karim Abu-Omar leitete das Webinar von der Situation der Wälder in Deutschland, warum es Schutzgebiete braucht und welche Rolle die Klimakrise und der Artenschutz in unseren Wäldern spielt über zu den Gründen, die für einen Nationalpark Steigerwald sprechen. Ein Streitthema, das auch durch die kürzliche Naturwaldausweisung im 850 Hektar großen Böhlgrund im Steigerwald durch Forstministerin Michaela Kaniber nicht beigelegt werden kann. Die Naturschützer*innen an der Seite der Grünen Politiker*innen vor Ort wollen sich mit diesem Häppchen nicht zufriedengeben.

Und auch bei Peter Wohlleben traf das Vorgehen auf Unverständnis: „Warum sollten wir Naturkathedralen, wie beispielsweise die alten Buchen im Steigerwald abholzen? Man kann sicher punktuell vorbildlich wirtschaften in unseren Wäldern, gar keine Frage. Aber doch bitte nicht in den letzten schützenswerten Gebieten.“

Die Klimabewegung im Steigerwald


„Und witzigerweise machen wir diesen Standpunkt auch immer wieder deutlich: die Forstwirtschaft, wie sie im Steigerwald betrieben wird, ist keine schlechte. Es wäre tatsächlich wünschenswert, das flächig in Bayern zu sehen. Aber nicht im Steigerwald“, ergänzte Luca Rosenheimer von Fridays for Future Bamberg. Seit Anfang des Jahres engagiert sich auch die lokale Klimabewegung: „Wir von Fridays for future sind Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung, die sich natürlich auch für den Waldschutz als Teil der Lösung der Klimakrise stark macht. Uns geht es darum, dass wir hier bei uns vor Ort die Verantwortung übernehmen und nicht nur mit dem Finger nach Brasilien zeigen. Der Steigerwald bietet einfach die idealen Voraussetzungen, um geschützt zu werden.“

Auch Extinction Rebellion, darunter unter anderem die Ortsgruppe aus Nürnberg um Sabine Ratzel, ist auf den Steigerwald aufmerksam geworden: „Wir müssen unsere Wälder endlich wieder mehr als Ökosystem und Lebensraum begreifen und wegkommen von der rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise. Es geht darum Natur auch einfach mal Natur sein zu lassen. Auch für uns Menschen als Erholungsort, aber besonders für unzählige Arten“, erläuterte die Diplom-Biologin.

Politik muss fränkisches Juwel schützen


„Wir haben ein Laubwaldgebiet in Bayern, das dem internationalen Rang eines Weltnaturerbes würdig ist und das ist nun mal der Steigerwald. Dieses fränkische Juwel gilt es zu erhalten und die Grundlage dafür bietet ein längst überfälliger Nationalpark. Jeder Politiker und jede Politikerin muss ein Interesse daran haben, dieses Potential für Franken zu heben. Warum tut es dann die Bayerische Staatsregierung nicht? Wir können es uns in Zeiten von Klimakrise und Artensterben einfach nicht mehr leisten, nicht umzudenken. Und mit einem Nationalpark Steigerwald schlagen war mehrerer Fliegen mit einer Klappe“, beschrieb Lisa Badum, die sich seit Jahren für einen Nationalpark Steigerwald stark macht und auch die Bayerischen Grünen darauf eingeschworen hat.

„Selbst wenn ein Nationalpark Steigerwald kommt, und er wird kommen, ist das eigentlich noch viel zu wenig“, fasste Peter Wohlleben die Situation nochmals zusammen. Den Aktivist*innen und Lisa Badum machte das aber dennoch Mut. Sie wollen in der kommenden Saison auf keinen Fall weitere alte Buchen im Steigerwald gefällt sehen.

Bewegung „Steigi bleibt“ gründet sich


Des Weiteren wird sich in den kommenden Wochen sich ein Bündnis „steigi bleibt“. Ein Zusammenschluss aus mehreren Ortsgruppen aus ganz Franken von u.a. Fridays for Future, Parents for Future oder Exinction Rebellion, sowie weiteren naturschützenden Vereinigungen und Einzelpersonen. Das Bündnis gründet sich unter der Zielvorgabe, einen Nationalpark Steigerwald zu forcieren.