Der Kampf geht weiter – Alle Dörfer müssen bleiben!

Die Kohlekommission ist nach einer Mammutsitzung zu einem Ergebnis gekommen. Das ist erst einmal ein Erfolg. Doch was bedeuten die Vereinbarungen für die Menschen vor Ort?

David Dresen, Sprecher des Bündnisses #AlleDörferbleiben erzählt mir, dass er das Ergebnis mit gemischten Gefühlen aufnimmt: „Es gibt Hoffnung, aber konkret ändert sich die nächsten Tage und Wochen für uns erst mal nichts. Denn zuerst muss die NRW-Landesregierung mit RWE verhandeln, welche Kraftwerke als erstes stillgelegt werden. Wenn wir Glück haben, wird dann auch weniger Kohle aus dem Tagebau Garzweiler benötigt und es können Dörfer gerettet werden.“

 

 

Dresen kennt die Unsicherheit, die die Menschen in der Region umtreibt. Sein Heimatdorf Kuckum ist bisher für 2027 zur Umsiedlung vorgesehen. RWE hat seinen Eltern schon eröffnet, dass sie kein gleichwertiges Grundstück im Austausch für ihren jahrhundertealten Bauernhof in „Neu-Kuckum“ bekommen würden. Nach Bergbaurecht ist das leider rechtens. Das wäre das traurige Ende einer Familientradition, außer das Dorf kann noch gerettet werden.

 

 

Den Nachbarort Keyenberg soll es schon früher treffen. Viele sind der Enteignung zuvorgekommen, lassen sich entschädigen und ziehen früher um. Es ist im Wesentlichen die Wahl zwischen Pest und Cholera. Was es mit der Psyche macht, wenn das Dorf in dem man geheiratet, Kinder bekommen und Verwandte begraben hat, in einem Schlund für immer verschwindet, das ist offen.

 

 

David Dresen bleibt skeptisch, auch weil RWE jeden Tag weitere Schikane betreibt, etwa widerrechtlich Erde auf landwirtschaftliche Grundstücke kippt, die ihnen (noch) gar nicht gehören, da die Eigentümer sich weigern zu verkaufen. Dass es eine Rückkaufsrechtmöglichkeit für ihre Häuser gibt, wurde auch vielen BewohnerInnen nicht gesagt, denen diese Möglichkeit nun vertraglich verwehrt ist.

 

 

Ähnlich skeptisch sind die Leute im Hambi, wohin mich mein nächster Weg führt. „Die Schaufelradbagger haben ihre Richtung geändert und baggern jetzt extra wieder Richtung Wald“, ist eine Frau bei der Mahnwache überzeugt. Andere erzählen mir, dass die Landesregierung wahrscheinlich von höherer Stelle zum Einlenken bei der letzten geplanten Räumung gezwungen wurde. Nur deswegen hätten sie eingelenkt. Auch hier wird dem Ministerpräsidenten und insbesondere RWE nicht über den Weg getraut.

 

 

Ich will wissen, ob die Leute im Hambi es als Erfolg feiern, dass sie im Bericht der Kohlekommission extra erwähnt sind, als einziges Abbaugebiet. Thilo von der Mahnwache sagt mir, dass sie dazu bisher noch gar nicht gekommen seien. So richtig zum Feiern zumute ist ihnen aber noch nicht. Ich versuche noch mal die historische Leistung rüberzubringen, die die Proteste geschafft haben.

 

 

Todde, der Waldspaziergänge im Hambi macht, sagt mir dass 2028 ein Kompromiss gewesen wäre. 2038 als Ausstiegsdatum ist für ihn inakzeptabel. Falls der Hambi gerettet wird, ist für die AktivistInnen jedenfalls klar, dass sie auch an der Seite der Dörfer stehen, damit diese nicht abgebaggert werden und weiterkämpfen bis zum vollständigen Kohleausstieg.