Steinbrück

Die Ruhezeit ist vorbei und es wird Zeit meinen Ärger über P.S. auch in einem Blogeintrag zu verewigen. Ja, ich war unvoreingenommen. Wirklich! Steinbrück, immerhin ein Kandidat mit Ecken und Kanten. Er hatte zwar die Abgeltungssteuer (pauschal 25 Prozent) mit den Worten „Lieber ein bißchen von etwas, als nichts von viel“ (oder so ähnlich) verteidigt, und er hatte die Übernahme der Hypo Real Estate – Risiken durch die Steuerzahler in Höhe 187 Milliarden zu verantworten. Obwohl die Bank verstaatlicht wurde, erhielten BankmitarbeiterInnen für das Jahr 2009 25 Millionen Euro Boni.

Aber er hatte auch der Schweiz immerhin gedroht. Er hatte für den Wahlkampf als zentrale Forderung angekündigt, die Finanzmärkte zu regulieren (im Gegensatz zu Merkel).

Dann kam aber die Sache mit den Vortragshonoraren. JedeR kann natürlich so viel für Vorträge verlangen wie er/sie möchte. Aber von wieviel Instinktlosigkeit und von wieviel Verantwortungslosigkeit zeugt es denn, wenn der ehemalige Ministerpräsident eines finanziell klammen Landes den natürlich ebenso klammen Stadtwerken noch einige tausend Euro aus der Tasche zieht? Von der Blödheit der Vorstände der Stadtwerke natürlich auch ganz zu schweigen, auch wenn das jetzt nicht das Thema ist. Auch hier hat die unabhängige politische Kontrolle in den Vorständen wohl leider nicht funktioniert. Wenn man weiß mit welchem Kuhhandel schon in Kleinstädten wie Forchheim die Vorstandsposten vergeben werden, kann man davon leider nicht mehr überrascht sein.

Das Ganze war peinlich genug. Dann entblödet sich P.S. aber in seinem neuesten Coup nicht, wieder seine Vorstandsdenkweise offenzulegen. Wie die SZ schrieb, hatte sein Pressesprecher dieses Interview auch noch tatsächlich autorisiert. In der taz gab es einen Kommentar der lobte, dass Steinbrück doch immerhin die Wahrheit und seine ehrliche Meinung sage. Was soll das für eine Wahrheit sein? Über KanzlerInnen- und Vorstandsgehälter machen sich genau 0,1 Prozent dieser Bevölkerung wirklich Gedanken. Stattdessen überlegen Menschen, warum sie ihren Lohn mit Hartz IV aufstocken müssen oder sie fragen sich, warum die Mittelschicht immer mehr erodiert.

Das soll ein sozialdemokratischer Kanzlerkandidat sein??? Die soziale Tradition, der Grund die SPD neben ihrer Betonköpfe zu mögen, verkörpert P.S. wahrlich nicht. Ist er ein U-Boot der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft? Ist sein wahres Ziel, die SPD wieder in eine Große Koalition zu drängen um sie endgültig zu entkernen und dann den neoliberalen Kurs fortzuführen? Lieber Peer, ich bin schon gespannt auf deine Antworten im Jahr 2013! Und mich gruselt es vor den Wahlkampfständen, wo ich nach derzeitigem Wissensstand leider sagen muss: „You’re not my Kanzlerkandidat!“