In was für einer Welt wollen wir leben?

Ödnis Garzweiler: Beim Betriebstreffen von Naturstrom haben wir diesen Braunkohle-Tagebau von RWE Power besucht. Beim Anblick dieser riesigen Mondlandschaft wurde fossile Energiepolitik für mich erstmals richtig fassbar. Garzweiler I umfasst ein 66 Quadratkilometer großes Gebiet. Seit einigen Jahren sind die Schaufelradbagger auf dem Gebiet Garzweiler II tätig, geplant mit einer Ausdehnung von fast 40 Quadratkilometern.

PTDC0090Ein Schaufelradbagger ist so riesig (eine einzelne Schaufel ist so groß wie ein VW Käfer) dass er an einem Tag so viel Strom verbraucht wie eine Stadt wie Forchheim mit 30.000 EinwohnerInnen. Nur 20 Prozent des abgebauten Materials ist Braunkohle, der Rest muss aussortiert und gelagert werden. Für Garzweiler I wurden schon mehrere Orte und ein Teil der Autobahn geopfert, für Garzweiler II müssen 7600 Menschen aus 13 Ortschaften in den nächsten Jahren umsiedeln. Ihre Ortschaften werden komplett „umgebrochen“, das heißt Schule, Gasthaus, Häuser etc. werden dem Erdboden gleichgemacht. Ein schwacher Trost, dass die neuen Ortschaften dann ähnlich heißen, z.B. „Neu-Otzenrath“ statt Otzenrath. Hier wird teils 800 Jahre alte Geschichte einfach auf den Müllhaufen geworfen.

IMG_20130809_145644Aber kein Problem! Denn das Ganze wird ja renaturiert! Die Gruben, teils 200 m tief, werden einfach wieder zugeschüttet und begrünt. Und „schon nach 7 Jahren sind die Tiere und Pflanzen zurückgekehrt“ berichtete unsere nette Führerin, die auch fand der Tagebau sehe doch „sehr schön“ aus.

In was für einem Land leben wir? Von was für einem Energiehunger sprechen wir? Und wie billig waren/sind die fossilen Energien wirklich, dass sich ein solcher riesiger landschaftlicher Umbruch, die Umsiedlung und Entschädigung von Tausenden, das Abpumpen von Grundwasser, die riesigen Maschinen und Förderbänder lohnen?

Trotz all der nervigen Probleme mit den Menschen vor Ort lohnt es sich für RWE immer noch, hier abzubauen. Da kann es den großen Energiekonzernen nicht so schlecht gehen, wie ihr Jammern glauben macht. Und ich weiß: Eine solche Energiepolitik, die eine Landschaft wie ein riesiger Zyklop verschlingt und wieder ausspeit je nach Belieben, eine solche Energiepolitik will ich nicht. Lasst uns weiter für eine erneuerbare Republik kämpfen!